Die Vorteile moderner Biomassekessel sollen nicht verschwiegen werden: Gute Regelbarkeit, einfache und lange Lagerfähigkeit des Brennstoffs (Pellets), hohe Vorlauftemperaturen sind unkritisch und deshalb für Altbauten gut geeignet
Nachteile: relativ hoher Hilfsenergiebedarf (Transport mit Sauger oder Schnecke, Heissluftgebläse zum Zünden), Abgase können je nach Anlage und Brennstoffherkunft mehr oder weniger Feinstaub, Schwermetalle und Kohlenwasserstoffe enthalten.
- Direkte Nutzung (Widerstandsheizung):
- gut regelbar, wird in unterschiedlichen Konzepten angeboten: Nachtspeicherheizung, Infrarotstrahler, Heizstab für Speicher; Hauptproblem: Im Strommix hohes CO2-Niveau, belastet das Stromnetz, teuer. Unter den Heizungsanbietern sind leider zahlreiche schwarze Schafe, die einen vermeintlich höheren Wirkungsgrad für überteuerte Geräte versprechen. Für die Warmwasserbereitung in Singlehaushalten können vollelektronisch geregelte Durchlauferhitzer (die keinen nennenswerten Stand-By-Verlust verursachen) eine sinnvolle Lösung sein.
- Indirekte Nutzung - Wärmepumpe:
- Grundsätzlich gegenüber direkter Nutzung vorzuziehen, weil aus einer Kilowattstunde elektr. Energie 2 bis 8 kWh Wärme aus einer Wärmequelle entzogen wird (Kühlschrankprinzip). Bei Wasser- und Solesystemen können Genehmigungen nötig werden.
- Luftwärmepumpe: günstige Anschaffung, jedoch geringste Effizienz, wenn keine warme Abluft bei Heizbedarf zur Verfügung steht. Vergleichsweise hoher, spezifischer Hilfsenergienbedarf (Ventilator). Bei einfachen Direktverdampfersystemen (z.B. Klimasplitgerät) geringerer Anlagenaufwand, jedoch eingeschränkter Komfort durch Geräuschentwicklung und Luftbewegung im Raum. Größter Mangel: Bei Nutzung von Außenluft als Wärmequelle sinkt der COP / EER bei niedrigen Temperaturen genau dann, wenn das höchste Temperaturniveau für eine Raumheizung benötigt wird. Es bieten sich hier bivalente Anlagen an, die durch Umschalten auf oder Nachheizen mit anderen Energieträgern diesen Systemnachteil mindern.
- Wasser/Wasserwärmepumpe: In der Regel Nutzung von Grundwasser, höhere Kosten durch Bau von Saug- und Schluckbrunnen, durch Grundwasser weitgehend konstante Temperaturen von 10-15°C, kostengünstige Direktkühlung (d.h. ohne Wärmepumpe) möglich; Nachteil: Je tiefer der Brunnen, desto höher der Bedarf an Hilfsenergie, Mineralien können bei schlechter bzw. schwankender Wasserqualität zur Verstopfung des Schluckbrunnens und einer nötigen Brunnensanierung führen. Genehmigung der zuständigen Behörde (z.B. Umweltamt) nötig. Theoretisch sind auch andere warme Wässer für Wärmepumpen nutzbar: Abwasser bzw. in Rohrnetze eingespeiste Abwärme, Zisternenwasser, Seen + Flüsse --> Genehmigungen, höherer Planungsaufwand zur Abklärung der zeitlichen Verfügbarkeit und Stoffeigenschaften, ggfs. ist eine indirekte Nutzung mit Solekreis für den Betrieb sicherer
- Sole/Wasserwärmepumpe: Technisch ähnlich zur W/W-Wärmepumpe, jedoch wird die Energie durch einen geschlossenen Solekreislauf aus einer Energiequelle abtransportiert. Die Sole sorgt für einen problemlosen Betrieb, wenn Temperaturen unter 0°C im Kreislauf erreicht werden. Die einsetzbaren Quellen sind vielfältig: Betonabsorber, Erdkollektor, Erdsonden, Energiezäune, Solarthermieanlagen. Die Effizienz wird durch die Quelle beeinflußt. Je näher die Quellen-Temperatur an der Heiztemperatur und je geringer der Temperaturhub, desto höher der COP / EER. Das mögliche Temperaturniveau ist abhängig von Kältemittel und Herstellerauslegung des Verdichters.
Alle weiteren Wärmeversorgungsysteme sind nur Abwandlungen odeer Kombinationen davon. BHKWs lasse ich hier außen vor, weil sie in Privathaushalten nur selten wirtschaftlich sind. Ausnahmen können große Denkmalschutzobjekte sein, die einen ganzjährig hohen Energiebedarf haben. In der Regel ist die Investition in Energiespartechnik erheblich günstiger. Bei BHKW-Kosten von bis zu 10.000 €/kW_el erscheint ein Erdgas beheizter Wäschetrockner oder eine A+++-Markenwaschmaschine als geradzu unverschämtes Billigangebot und kann für für wenige hundert Euro die bezogene elektrische Leistung um ein Kilowatt zumindest jedoch die bezogene elektrische Arbeit nachhaltig reduzieren.
Nachdem in den letzten Jahren die Nah- und Fernwärme massiv ausgebaut wurde, soll diese gründlicher betrachtet werden:
Die Vielfalt der technischen Lösungen und eingesetzten Energieträger und -formen läßt keine auf jede Anlage passende vollständige Aussage zu. Es gibt jedoch unvermeidbare physikalische Eigenschaften, die gegen die Nah-/Fernwärme und für die eigene Heizung im Keller spricht:
- Hoher zusätzlicher Investitionsaufwand: Jeder Wärmeabnehmer benötigt eine Wärmeübergabestation und seine eigenen Rohre und Heizkörper sowie eine Regelung wie auch bei einer hauseigenen Heizanlage. Zusätzlich dazu benötigt man einen Wärmeerzeuger je Gebäude (die Leistung summiert auf einen oder mehrere Großkessel in einer Heizzentrale) und mindestens eine Pumpenanlage und ein Rohrnetz sowie übergeordnete Leittechnik. Bei schlechter Standortwahl und Systemplanung (Nahwärme) zusätzlich noch ein Kesselhaus, in dem die Kessel und Pumpen untergebracht sind. Diese Investitionen werden auf alle Wärmeabnehmer umgelegt, meistens als Grundgebühr oder Leistungspreis
- Die Nah-/Fernwärmeleitung, oft mehrere Kilometer lang, liegt in der Regel über 40 Jahre im Boden. Dabei verliert sie je nach Betriebsweise und Dämmstandard mehr oder weniger Wärme. Ungedämmte Dampfleitungen können bei über 500W/m (>DN100) liegen, gut gedämmte Niedertemperaturleitungen bei unter 10 W/m (< DN25).
- Wird die Nah-/Fernwärmeleitung ungeregelt 8.760h/a auf Temperatur gehalten, liegen die jährlichen spezfischen Verluste entsprechend bei ca. 40 kWh/m*a bis 4,4 MWh/m*a.
- Die Leitungsverluste können minimiert werden, wenn die Nutzungszeiten der Leitung minimiert werden. Eine Möglichkeit ist eine Kommunikation zwischen Erzeugung und Wärmeabnahme per Datenfernübertragung (DFÜ) um Wärme nur auf dem maximal notwendigen Temperaturniveau zu erzeugen und zu verteilen und nur dann wenn eine Abnahme besteht. Für die Erhöhung von Laufzeiten der Grundlastversorgung können bei zu geringer Abnahme Pufferspeicher (zentral oder auch dezentral) aufgeheizt werden, die Spitzen im Wärmebedarf decken.
- Die Erfahrung mit Bestandsnetzen zeigt, dass nach Errichtung von Nahwärmenetzen der Wärmebedarf des Gebäudebestands sinkt. Der Gebäudebestand wird unvermeidlich verbessert, z.B. wenn alte Fenster erneuert oder Dächer saniert werden. Die im Boden vergrabenen Rohrleitungen der Wärmeversorgung bleiben jedoch. Somit sinkt der Nutzwärmeanteil im Gesamtsystem, die Verluste bleiben konstant oder steigen wegen Undichtigkeiten und nasser Dämmung. Letztlich zahlt der Wärmekunde für weniger Nutzwärme einen höheren spezifischen Preis. Ohne vertragliche Bindung kann es zur Abwanderung von Wärmekunden kommen.
- Schlimmstmöglicher Fall: Aufbau eines Nahwärmenetzes obwohl bereits bekannt ist, dass die Hauptabnehmer generalsaniert oder abgerissen und neugebaut werden.
- Viele Nahwärmesysteme leiden unter einem systembedingten Fehler: Durch Zusammenlegen von zuvielen Gebäuden mit gleichem Nutzungsprofil kann keine Leistungsreduzierung umgesetzt werden. Beispiel: Schulen und Wohngebäude haben in etwa den gleichen Heizbeginn. Der Leistungsbedarf kann kaum durch einen Gleichzeitigkeitsfaktor abgemindert werden. Außerhalb der Schulzeit werden nur geringe Wärmemengen benötigt. Eine Aufteilung der installierten Heizleistung auf zwei (oder mehr) Wärmeerzeuger kann hier Abhilfe schaffen. Ein Wärmerzeuger sollte dabei speziell für die Zeiten mit Minderleistung ausgelegt sein. Einen ökologischen Vorteil haben solche Anlagen in meinen Augen erst dann, wenn Abwärme aus Solar- und KWK-Anlagen oder aus gewerblichen Prozessen genutzt werden kann.
- Der Biomasse-Boom in Bayern hat auch zahlreiche Anlagen hervorgebracht, die sowohl im Spitzenlast-Bereich (hohe Abnahme im Winter) und im Kleinlastbereich (nur Warmwasserbereitung im Sommer) gar nicht so "bio" sind. Diese Anlagen schalten auf zusätzlichen oder alleinigen Betrieb von Erdgas- oder Heizölkessel um. Nachdem die Abnahme im Laufe der Jahre sinkt, wird der Kleinlastbereich im Laufe der Jahre öfter erreicht.
- Laufende Kosten: Es ist kein Naturgesetz, dass Nah-/Fernwärme teuer sein muss. Leider ist sie nur dann günstig, wenn Genossenschaften aktiv kontrolliert oder Betreiber mit Herzblut an einer effizienten Bewirtschaftung interessiert und informiert sind. Viele Anlagen müssen jedoch verkraften, dass direkt teueres Personal oder indirekte Umlagen mitfinanziert werden. Günstig würde die Wärme, wenn sie aus Abwärme aus gewerblichen Prozessen einfach eingebunden werden kann.
Wie würde ich heizen?
Es kommt darauf an...
- Singlehaushalt / Wohnung: Erdgasheizung, möglichst mit Brennwerttechnik, Warmwasser im Durchlaufprinzip - Vorteile: schnell, kostengünstig, leichte Kontrolle des Verbrauchs durch geeichte Zähler, direkte Einflussnahme der Einstellungen bei Etagenheizungen
- Einfamilienhaus: Grundsätzlich Solarthermieanlage, ergänzt durch eine dem Standort angepaßte Wärmeerzeugung, z.B. Wärmepumpe oder Stückholzkessel
- Bei sinkendem Wärmebedarf durch immer strengere Dämmwertvorgaben kann in Zukunft ein einzelner Miniatur-Holzofen für ein komplettes Wohngebäude bereits ausreichen
- Nahwärme: Am besten meiden... Wenn sie schon existiert: Nutzung auf niedrigem Temperaturniveau und Nachheizung mit Pelletofen und externer Warmwasserbereitung, Einbindung von Abwärme/Solar, dezentrale Wärmeerzeuger, ggfs. zentraler Pufferspeicher.
- Belastbare Aussagen zu konkreten Wärmeerzeugern, Gebäuden und Nah-/Fernwärmenetzen aber auch rechtlichen Rahmenbedingungen kann man nur vor Ort treffen. Da hilft der Gang zum Fachplaner.